Totgesagt by Brenda Novak

Totgesagt by Brenda Novak

Autor:Brenda Novak [Novak, Brenda]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: MIRA Taschenbuch
veröffentlicht: 2012-12-20T23:00:00+00:00


14. KAPITEL

Den Rücken zur Tür, saß Madeline mit Hunter in einer Ecknische im Two Sisters. Normalerweise war das Café zur Frühstückszeit besser besucht als am Abend, doch es war Freitag und um halb sieben immer noch ziemlich viel los.

Madeline hielt das Gesicht abgewandt, um von den Gästen an den Nebentischen möglichst nicht gleich erkannt zu werden. Auf Geplauder mit Bekannten hatte sie nicht die geringste Lust. Soeben hatten sie ihren Hackbraten mit Kartoffelpüree gegessen; nun wollten sie sich noch Kaffee und Nachtisch gönnen. Noch immer stand Madeline unter dem Eindruck der Ereignisse dieses Tages. Dabei hatte sie sich in Stillwater doch stets so sicher gefühlt! Auf einmal sah sie alles und jeden mit ganz anderen Augen.

Als Folge davon fühlte sie sich nervös, beengt, sogar ein wenig hilflos. Hunters Anwesenheit zwang sie, alles infrage zu stellen, an das sie einmal geglaubt hatte.

“Willst du auch wirklich, dass ich bleibe?”, fragte er.

Wollte sie das? Sie steckte mitten in einem dunklen Rätsel, für das es anscheinend keine Lösung gab. Falls er weiter nach der Wahrheit suchen sollte, musste sie sich mit den Ergebnissen wohl abfinden – auf Gedeih und Verderb. Allmählich beschlich sie eine Ahnung, was seiner Ansicht nach damals vorgefallen sein musste.

Wenn er aber abreiste – konnte sie dann so tun, als habe sich überhaupt nichts verändert?

“Bekomme ich vielleicht mal ‘ne Antwort?”

Sie sehnte sich immer noch nach seiner Berührung. Was sie da am Nachmittag erleben durfte, reichte ihr nicht im Mindesten aus.

“Ich weiß mir keinen Rat”, räumte sie ein, wobei sie den Finger über den glatten Henkel ihrer Kaffeetasse bewegte, immer hin und her. Wo war ihr Selbstbewusstsein geblieben? Ihr Glaube an ihre Lieben? Sie wusste noch, wie ihr Vater sie früher immer an den Esstisch setzte und ihr sagte, ihr Körper sei ein Tempel, den sie sich nicht besudeln lassen dürfe.

So etwas sagt doch kein Pädophiler!

“Vertraust du mir?”, fragte Hunter leise.

Sie rührte einen Löffel Zucker in ihren Kaffee. “Ich kenne dich ja nicht mal!”

“Bist du dir da sicher?”

Nein. Sie kannte ihn zwar noch nicht lange und war in die Einzelheiten seines Lebens nicht eingeweiht, doch sie vertraute ihm instinktiv. Sonst hätte sie sich ihm niemals hingegeben. Vielleicht lag es daran, dass sie den üblichen Small Talk zwischen Fremden einfach ausgelassen und sich ruck, zuck in ein Thema gestürzt hatten, das sie beide im Innersten bewegte. Möglich, dass ihre Beziehung sich genau deswegen mit solch blitzartiger Geschwindigkeit entwickelt hatte. Eins wusste sie allerdings: Er war scharfsinnig und eine Führernatur, die ganze Arbeit leistete. Und wenn es nach ihm ginge, würde ihr dabei nichts Böses geschehen.

Für den Anfang war das doch gar nicht schlecht.

“Ich möchte, dass du bleibst”, sagte sie.

“Dann sollte ich aber ins Motel umziehen …”

“Denn …”

Ihre Blicke trafen sich, und fast war ihr, als spiegele sich in seinen Augen jedes Detail ihrer Begegnung auf dem Feld. “Denn du weißt, was passiert, wenn ich’s nicht tue.”

Sie kämpfte an so vielen Fronten gleichzeitig, dass sie einerseits fast geneigt war zu glauben, diese Lösung sei vielleicht gar nicht die Schlechteste. Dieser kleine Ausrutscher – einmal in sechsunddreißig Jahren.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.